Ich traf den alten Joseph zum ersten Mal, als ich nach der langen Begrüßungsfeier der Debattiergruppe meiner Universität durch die dämmrigen Straßen der Heidelberger Altstadt schlenderte. Ich hatte einiges getrunken und die Feier war so lang geworden, dass es sich nicht mehr gelohnt hätte, die Stunde bis zu dem kleinen Zimmer zu gehen, in das ich mich vor einigen Tagen eingemietet hatte. So vertrieb ich mir die verbleibende Stunde bis zu meiner ersten Vorlesung, mit einem kleinen Spaziergang. Die frische Luft half mir dabei, den Verstand zu klären und den Alkohol aus meinem Kopf zu bekommen, und gleichzeitig erhoffte ich mir, die mir noch sehr fremde Stadt etwas besser kennenzulernen.
Ich sah den alten Mann am Ufer mit einer Holzstange werkeln und hielt ihn zuerst für einen Fischer. Dann aber bemerkte ich, dass er Dinge aus dem Fluss zu ziehen schien, und die Neugier packte mich. Eine Weile beobachtete ich ihn dabei, wie er mit der langen Stange, an dessen Ende sich eine Art siebartige Schaufel befand, Dreck aus dem Wasser holte, sich dann niederkniete und darin wühlte, nur um ihn zurück in die Wellen zu werfen. Gelegentlich pickte er ein paar Dinge heraus und steckte sie in seine Tasche. Doch wie ich es auch anstellte, ich konnte aus der Entfernung nicht mehr ausmachen.
Ich beschloss also, mich zu ihm zu gesellen, und fragte ihn, was es mit seiner Tätigkeit auf sich hatte. Der alte Joseph war höflich und schien sich sehr an der Gesellschaft und meinem Interesse zu erfreuen. Er zeigte mir bereitwillig einen Beutel mit feinen weißen Flusssteinen, die er, wie er mir gerne erklärte, mit seiner Stange aus dem Wasser zog. Er brachte mich sogar dazu, es selbst zu probieren, und gab mir einige Hinweise, auf was ich bei den Steinen zu achten hatte, und kurz darauf wechselten wir uns mit dem Graben ab und plauschten, als wäre es das normalste von der Welt. Ich erzählte ihm von meiner Reise in die Stadt, meinem Studium und den vielen neuen Eindrücken. Er erzählte mir einige kleine Anekdoten über spezielle Leute und gab mir den einen oder anderen Hinweis auf Orte und Geschäfte, die ich vielleicht einmal aufsuchen sollte. Mittlerweile war die Sonne schon aufgegangen und ich fragte mich, ob die Leute, die von der Brücke zu uns hinuntersahen, während sie ihren Geschäften nachgingen, wohl glaubten, dass der alte Joseph einen Lehrling aufgenommen hatte.
Als die Zeit meiner Vorlesung näher rückte und ich mich aufmachen musste, fragte ich ihn noch, wofür denn die weißen Steinchen wären, von denen wir zwischenzeitlich eine ganz ansehnliche Menge gesammelt hatten. Mit einem Zwinkern meinte er nur, dass sie sehr wichtig für sein Handwerk waren, wollte mir aber nicht verraten, um was es sich handelte. Stattdessen lud er mich in seine Werkstatt ein, mir selbst ein Bild zu machen.
Mit Blick auf die Zeit musste ich mich jedoch für diesen Vormittag entschuldigen, versprach ihm allerdings, noch am selben Tage sein Geschäft aufzusuchen. Nach einigen kleineren Irrungen schaffte ich es noch rechtzeitig zurück auf den Campus, doch muss ich mir eingestehen, dass ich den Vorlesungen nicht die erforderliche Aufmerksamkeit schenken konnte. Zwischen der Neugier über Josephs Arbeit und meiner Müdigkeit, vermochte ich kaum den Lektionen zu folgen und entschied mich, die dritte Vorlesung zugunsten eines kleinen Schläfchens auf einer sonnigen Parkbank ausfallen zu lassen und nach einem kleinen Imbiss im Anschluss gleich Joseph aufzusuchen.
Die von ihm angegebene Adresse war nicht ganz leicht zu finden. Selbst die Ortsansässigen schienen die Straße nicht groß zu kennen und, als ich sie schließlich erreicht hatte, erkannte ich auch, warum. Es war eine sehr kleine Gasse, die Nebenstraße einer Nebenstraße, und wirkte von außen eher wie der Zugang zu einem Hinterhof. Auf dieser Seite zeigten sich auch die Spuren der Rezension deutlich. Viele der Wohnungen hier standen leer und einige Fenster waren noch immer zugenagelt. Josephs Werkstatt besaß abgesehen von einem kleinen Schild über der Tür keinerlei Kennzeichnungen, dass es sich um ein Geschäft handelte. Hätte ich es nicht gesucht, ich wäre sicherlich daran vorbei gelaufen. Auf dem Schild stand “Josephs Puppen und Marionetten” in stark angelaufenen Buchstaben.
Ich klopfte an, doch als auch nach einer Weile nichts geschah, versuchte ich, einfach einzutreten. Die Tür ließ sich öffnen und eine kleine Glocke verriet jedem, der in dem kleinen Laden war, meine Ankunft.
Der Anblick, der sich mir hier offenbarte, ließ mich noch in der Tür erstarren. An allen Wänden konnte ich kleine Wandregale sehen, auf denen allerlei Puppen saßen und an denen dutzende von Marionetten an ihren Fäden herabhingen. Der Anblick war überwältigend. Noch nie hatte ich so schöne, so detailreiche Figuren gesehen. Sie waren so perfekt, so echt. Nicht, weil sie versuchten wie Menschen auszusehen, denn das traf auf keine von ihnen zu. Sondern, weil sie auf die verschiedensten Weisen mit dem Konzept einer Puppe spielten und dies auf die feinsten Weisen zu einem harmonischen Bild zusammen brachten. Hätten sie nur versucht einen Menschen zu imitieren, wäre diese Perfektion nie zustande gekommen.
Ich sah Puppen aus feinstem Porzellan mit so detailliert bemalten Gesichtern und glänzenden Augen, dass sie wie aus einer anderen Welt zu kommen schienen. Viele trugen exotisch wirkende Seidenkleider und sogar Goldbrokat. Andere waren aus Holz, doch ihre Züge und Linien folgten den natürlichen Bewegungen des Materials, sodass in ihnen diese ursprüngliche Wildheit erwachte, die man aus den alten Märchen von Trollen und Riesen erwartet. Einige Puppen waren ungeheuer zart, andere eher grob gearbeitet, doch es gab keine, an der ich etwas bemäkeln konnte. Sie wirkten alle auf meisterliche Weise vollendet. Jede einzelne von ihnen hätte ich mir im Zimmer einer Prinzessin oder in der Sammlung eines Liebhabers vorstellen können.
Ich war so gebannt von diesem Anblick, dass ich nicht einmal bemerkt hatte, dass Joseph mittlerweile in den Raum gekommen war. Selbst, nachdem er sich bemerkbar machte, indem er mir eine Tasse heißen Tee anbot - die ich gerne annahm - fiel es mir äußerst schwer, meinen Blick von diesen Kunstwerken abzuwenden. Joseph war von meinem Gebaren sichtbar geschmeichelt und nahm eine der filigranen Keramikmarionetten von einem Haken. Ihr Gesicht war aufwändig weiß geschminkt und sie trug eine dunkle Hochsteckfrisur. Ihr rotes Seidenkleid war fremdartig und mit Gold verziert. Er erzählte mir, dass diese Puppe von Tänzerinnen aus dem fernen Osten inspiriert war, und wies mich auf die vielen kleinen Details hin. Alles hatte eine Bedeutung.
Anscheinend sollten sie einem verstimmten Wassergott geopfert werden, um eine Dürre abzuwenden, doch als sie ihren Tanz begannen, war dieser so gerührt, dass er dem Dorf das Wasser wieder brachte. Seither wird dieser Tanz dort jedes Jahr aufgeführt als Zeichen der Dankbarkeit und der Demut. Noch während er mir diese Geschichte erzählte, begann er an einigen der Fäden zu ziehen und die Puppe begann zu tanzen. Der Tanz war exotisch und folgte mir völlig fremden Mustern, doch ich spürte, dass sich eine tiefere Bedeutung hinter jeder einzelnen Geste verbarg, und wurde so in den Bann der Geschichte gezogen, dass ich bald den Eindruck hatte, selbst dort zu sein.
Als ich die Werkstatt schließlich verließ, war die Sonne bereits untergegangen. Es war klar, dass der alte Joseph meine Gesellschaft sehr genossen hatte, und ich konnte mir in dieser Zeit kein größeres Glück vorstellen, als noch einmal aus seinem Quell der Weisheit schöpfen zu können. So verblieben wir, dass ich ihn am nächsten Tag erneut besuchen würde.
Aus diesem Tag wurden schnell einige Wochen, in denen ich ihn immer, wenn es meine Zeit erlaubte, aufsuchte und mich von seinen Puppen und seinen Geschichten bezaubern ließ. Durch Josephs Erzählungen erlebte ich Legenden und Geschichten von fremden Orten aus aller Welt. Große Geschichten mit Helden und Drachen, aber auch kleine Geschichten mit Zärtlichkeit und Gnade. Dazwischen war er auch immer daran interessiert, etwas über mich zu erfahren, jedoch sehr verschlossen, wenn es um ihn selbst ging. Erst nach und nach erfuhr ich, dass er jede dieser Puppen selbst gemacht hatte und viele dieser Geschichten auf seinen langen Reisen, die er nach dem Krieg unternahm, an ihren jeweiligen Orten gehört hatte. Irgendwann erlaubte er mir sogar einen Einblick in seine kleine Werkstatt hinter dem Laden. Dort zeigte er mir auch, wie er aus den weißen Steinchen und etwas Glas diese besonderen Augen erstellen konnte, die so lebendig und doch so übernatürlich wirkten.
Von da an kam es, dass ich mich immer regelmäßiger in seiner Werkstatt einfand und sogar hier und da begann etwas auszuhelfen. Ich stellte mich leider recht ungeschickt an, wenn es um das Erstellen von Puppen ging, dennoch gab es einiges für mich zu tun. Joseph war bereits am Abend seines Lebens angekommen und viele Tätigkeiten fielen ihm zunehmend schwerer. Oft genug konnte ich sehen, wie er über kleine Unebenheiten stolperte oder zu zittern begann. Nur, wenn er an seinen Puppen arbeitete, schien er noch die nötige Kraft und Ruhe zu besitzen. Für meine Hilfe machte er mir sogar eine besonders Schöne zum Geschenk. Es war die Erste, die Tänzerin, die damals meinen Blick gefangen hatte. Ich wollte ihn natürlich bezahlen, aber er mochte nichts davon wissen. Mir war jedoch aufgefallen, dass ich all die Zeit, die ich nun mit ihm verbrachte, immer die einzige Person gewesen war, die sein Geschäft aufsuchte. Er erklärte mir, dass er früher ein recht bekannter Puppenmacher war, doch mit der Rezension das Interesse an seinem Handwerk verloren gegangen sei. Es erschien mir etwas seltsam, dass er sich daran gar nicht stören wollte.
Es sollte bis zum Winter dauern, bis ich die Antwort auf dieses Geheimnis erfuhr. Mittlerweile waren wir so etwas wie gute Freunde geworden und ich nutzte meinen Zugriff auf die reiche Bibliothek, um Joseph Inspirationen für neue Puppen aus deren Geschichten zu verschaffen. Ich versuchte ihn auch ein ums andere Mal davon zu überzeugen, mit seinen Werken wieder an die Öffentlichkeit zu gehen oder zumindest seine Geschichten mit jemanden zu teilen, doch er wollte davon nichts hören. Irgendwann willigte er jedoch ein, mich seine Geschichten aufschreiben zu lassen. Es war zu dieser Zeit, dass er mich auch in seine besondere Kammer ließ, die ich all die Zeit für einen einfachen Schrank gehalten hatte.
Als ich das erste Mal einen Blick in das Halbdunkel warf, erschrak ich fürchterlich, als ich dort eine junge Frau von atemberaubender Schönheit in völliger Starre sitzen sah. Sie wirkte in allem so lebendig, doch gleichzeitig so tot, als wäre die Zeit selbst um sie erstarrt. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte ich, dass ihr noch einige Teile des Kopfes und einige Gliedmaßen fehlten. Dort waren viele Reihen von feinsten Zahnrädern und Federn zu sehen, wie man sie in einem Uhrwerk erwartet. Joseph stellte mir dieses Wunderwerk als seine Frau vor und verriet mir, dass er bereits seit vielen Jahren daran arbeitete, sie zu vollenden. Ich hatte bereits erfahren, dass er keine Familie hatte, doch meinte ich mich an ein paar vage und oft schmerzhaft klingende Aussagen zu erinnern, die in seiner Vergangenheit auf eine Partnerin hingewiesen hatten. Da ich mittlerweile wusste, wieviel er im Krieg und in der Rezension durchmachen musste, fiel es mir nicht schwer zu rekonstruieren, dass er seine Frau in dieser Zeit verloren haben könnte und in seiner Trauer begann, ihr eine Memoria zu schaffen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er über dies nach und nach alle seine Kontakte abgebrochen hatte, bis meine Ankunft diesen Zyklus unterbrach. Er bestätigte mir diesen Gedanken in seinen Ausführungen bald, schien darüber aber nicht unglücklich zu sein.
Ich besuchte ihn in den nächsten Tagen noch einige Male und begann damit, seine Geschichten aufzuschreiben, während er beim Erzählen seine Arbeit fortsetzte. Die fast statuenhafte Puppe mit ihrer engelsgleichen Ausstrahlung war bereits nahe der Vollendung gewesen, als ich sie das erste Mal gesehen hatte, und mit jedem weiteren Tag und jedem kleinen Fortschritt lernte ich das Wort Perfektion neu zu verstehen. Wie auch die Puppen in seinem Laden versuchte sie nicht das Menschliche zu imitieren, es wirkte viel mehr, als wäre sie das Vorbild gewesen, an dem der Schöpfer mit reichlich Ungeschicktheit versucht hatte, die ersten Menschen nachzubilden. Doch mit dem Fortschreiten des Winters musste ich meine Besuche weiter einschränken. Zum einen machte mir bald ein böses Fieber zu schaffen, dass mich für einige Zeit ans Bett fesselte, dann machte der Schnee meine Wege kaum passierbar und lang aufgeschobene persönliche Geschäfte erwarteten endlich meine Aufmerksamkeit. So vergingen fast drei Wochen, bis ich wieder die Gelegenheit hatte, Joseph aufzusuchen, und vermutete, dass er seine Arbeit vielleicht schon beendet haben konnte. Ich vermochte mir nicht vorzustellen, wie seine Frau wohl in ihrer vollendeten Form aussehen mochte, doch ich konnte es kaum erwarten, das Ergebnis seines Lebenswerks zu sehen.
Doch als ich seinen Laden erreichte, fand ich ihn verschlossen vor. Da er auch nach mehrfachem Klopfen nicht öffnete, versuchte ich, mir Zugang über die Türe im Hinterhof zu verschaffen. Mittlerweile war ich mit dem Haus so vertraut, dass ich sie zu öffnen wusste, doch ich fand sie sogar unverschlossen vor. Nachdem ich die Werkstatt betreten und durch ausgiebiges Rufen meine Ankunft deutlich gemacht hatte, bemerkte ich, dass die Tür zur Kammer offenstand. Zu meiner Enttäuschung fand ich diese jedoch leer vor.
Ich fand Joseph schließlich in dem Geschäftsraum am Boden liegen. Es schien, als sei er von einer Leiter gestürzt und schwer auf den Boden aufgeschlagen. Einer seiner Arme stand in einem absurden Winkel vom Körper ab und er lag mit dem Gesicht zu Boden auf seinem Bauch. Selbst in der dämmrigen Dunkelheit konnte ich erkennen, dass er am Bauch eine Wunde hatte. Als ich meinen ersten Schock überwunden hatte, beugte ich mich zu ihm hinunter. Er war völlig kalt und ich konnte keinerlei Bewegung sehen, die auf eine Atmung hindeutete. Mit wachsender Angst besah ich seine Wunde, aus der noch langsam Blut zu kommen schien, und konnte meinen Augen nicht trauen. Als ich die Wunde besah, die von einem unglücklich zurückgelassenen Werkzeug herstammte, auf das er wohl gefallen war, bemerkte ich, dass der große Riss an seinem Bauch kein Fleisch offengelegt hatte. Stattdessen sah ich viele Zahnräder und Federn nicht ungleich einem Uhrwerk. Einige schienen sich noch zu bewegen, doch die meisten von ihnen hakten oder waren ganz erstarrt. Erst jetzt bemerkte ich auch, dass die Flüssigkeit, die ich für Blut gehalten hatte, eine schmierige Zähigkeit und eine zu dunkle Farbe besaß. Ich konnte meinen Verstand zerbrechen fühlen, als ich den alten Mann herum drehte, nur um auf der anderen Seite sein gesprungenes Gesicht zu sehen. Eines seiner Augen war aus seiner Fassung gefallen und ich erkannte in ihm einen mit Glas überzogenen Flussstein.
Ich muss nun gestehen, dass ich von Angst und Verwirrung so übermannt war, dass ich rennend das Haus verließ und erst eine halbe Stunde später in einem Wirtshaus wieder zu Sinnen kam. Ich konnte mir keinen Reim auf das Erlebte machen, doch ich beschloss meinen Fund der Polizei zu melden, dabei aber die brisanteren Elemente auszulassen, damit man meine Geschichte nicht einfach auf den Alkohol schob, den ich in der Zwischenzeit zu mir genommen hatte, um meine Nerven zu beruhigen. Es dauerte dennoch eine ganze Weile und kostete mich einige Beharrlichkeit auf der Wache, bis einer der Beamten, ein Mann mittleren Alters mit einem beeindruckenden Backenbart, bereit war, mir zu folgen.
Doch als wir das Haus erreichten, fanden wir den Laden und die Werkstatt komplett leer vor. Wir erfuhren von einer älteren Dame in einem anliegenden Haus, eine jener Personen, denen nur selten etwas in ihrer Straße entging, dass der alte Joseph zum ersten Mal seit vielen Jahren Besuch von einigen jungen Leuten erhalten hatte, die sie für seine Enkel gehalten hatte. Auf Nachfrage erzählte man ihr, dass sie beschlossen hatten, ihn bei sich aufzunehmen. Sie konnte bezeugen, dass seine Habe in einem Lastwagen verstaut wurde, mit dem die Enkel aufbrachen, bevor wir den Ort erreichten. Der Polizist war zunächst etwas verärgert, dass ich ihn dafür hierhin gebracht hatte, doch als er meine Verstörung bemerkte, versprach er mir noch einmal einen Blick auf die Sache zu werfen.
Leider muss ich berichten, dass ich nie eine Aufklärung für diesen Fall erhielt. Die Polizei konnte nichts herausfinden und ließ den Fall bald zu den Akten legen, da sich abseits von meiner Aussage kein Hinweis auf einen Tod feststellen lassen konnte. Ich erfuhr auch nie, was aus Josephs Frau geworden war. In manchen Nächten lag ich lange wach und fragte mich, ob sie vielleicht losgelaufen war, Hilfe zu holen, oder nun versuchte, Joseph zu reparieren, doch der Gedanke, dass dieses Werkzeug so seltsam deplatziert erschien, ließ in mir immer wieder den Verdacht aufkommen, dass sie oder vielleicht jemand anderes, vielleicht diese „Enkel“, bei dem Unfall nachgeholfen hatten. Ich habe auch nie erfahren, was Joseph wirklich gewesen war. Kein Mensch, so viel war sicher, aber doch irgendwie menschlich. Nun ist er verschwunden und niemand in Heidelberg scheint sich noch an den alten Mann zu erinnern.
Wäre da nicht diese edle Puppe in meinem Besitz und das Buch mit seinen Geschichten, es wäre so, als hätte es ihn nie gegeben.
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